Symptome in den Wechseljahren
Haare und Wechseljahre
Viele Frauen bemerken mit Beginn der Perimenopause eine Veränderung im Bereich des Haarwuchses, Haarausfalls und der Haarbeschaffenheit
Haarveränderungen stehen im Rahmen der Wechseljahre häufig nicht so sehr im Vordergrund wie bekanntere Veränderungen oder Wechseljahre wie beispielsweise Hitzewallungen oder Schlafstörungen- jedoch beeinflussen sie häufig die Lebensqualität der Frauen erheblich. Es gibt viele verschiedene Gründe für Haarausfall, die man abklären sollte, da sie häufig eine ganz andere Behandlung oder Therapie nach sich ziehen.
Gründe für Haarausfall
Ein Nährstoffmangel kann häufig zu Haarausfall führen. In diesem Fall kann eine Blutuntersuchung mit der Bestimmung von Zink, Selen, Biotin (Vitamin H) u.a. sinnvoll sein. Auch sollte eine Eisenmangelanämie, die insbesondere bei Frauen mit perimenopausalen Blutungsstörungen und verlängerten sowie verstärkten Blutungen vorliegen kann, oder eine Schilddrüsenfunktionsstörung ausgeschlossen werden. Dies gelingt über eine Blutuntersuchung, die oftmals auch beim Hausarzt durchgeführt werden kann. Durch Medikamente kann es als unerwünschte Nebenwirkung zu Haarausfall kommen (unter anderem bestimmte Antidepressiva, Medikamente gegen hohen Blutdruck oder Blut verdünnende Medikamente) und auch der diffuse Haarausfall (telogenes Effluvium), ausgelöst durch Stress, Operationen, schwere Erkrankungen (insbesondere auch Autoimmunerkrankungen) oder eben hormonelle Veränderungen sollte abgeklärt werden.
Übersicht über verschiedene Formen des Haarausfalls:
-
Androgenetische Alopezie: Erblich bedingter Haarausfall, der durch eine Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber Androgenen verursacht wird.
-
Telogenes Effluvium: Diffuser Haarausfall, oft ausgelöst durch Stress, Operationen, schwere Erkrankungen oder hormonelle Veränderungen.
-
Alopecia areata: Kreisrunder Haarausfall, der vermutlich autoimmun bedingt ist.
-
Schilddrüsenerkrankungen: Sowohl eine Unterfunktion (Hypothyreose) als auch eine Überfunktion (Hyperthyreose) können Haarausfall verursachen.
-
Mangelernährung: Ein Defizit an essentiellen Nährstoffen wie Eisen, Zink oder Vitaminen kann zu Haarverlust führen.
-
Medikamenteneinnahme: Bestimmte Medikamente, darunter Chemotherapeutika, Antihypertensiva, Antidepressiva, Antikoagulantien oder Retinoide, können als Nebenwirkung Haarausfall verursachen.
Wie wachsen Haare?
Um zu verstehen, wie es zu Haarveränderungen kommt, ist es hilfreich sich einmal anzusehen, wie das Haarwachstum normalerweise abläuft. Haare sind ein natürlicher Bestandteil unseres Körpers. Sie durchlaufen einen ständigen Erneuerungsprozess, auch Haarzyklus genannt, der aus 3 verschiedenen Phasen besteht:
Im Rahmen der anagenen Wachstumsphase, die 2-6 Jahre dauert, wächst das Haar aktiv. Die Haarwurzel (Follikel) ist tief in der Kopfhaut verankert und erhält Nährstoffe aus der Blutversorgung. Etwa 80-90 % aller Haare befinden sich gleichzeitig in dieser Wachstumsphase. Je länger die Anagenphase andauert, desto länger kann das Haar wachsen. Die katagene Involutionsphase, auch Übergangsphase genannt, dauert nur etwa zwei bis drei Wochen. In dieser Zeit stellt das Haarwachstum seine Aktivität ein. Die Haarwurzel zieht sich zurück und das Haar wird langsam von der Kopfhaut gelöst. Nur ein kleiner Prozentsatz der Haare (1-3 %) befindet sich in der Katagenphase. Die telogene Ruhephase erstreckt sich über 2-4 Monate. Während dieser Phase ruht das Haar in der Kopfhaut, bevor es ausfällt, um Platz für ein neues Haar zu schaffen. Rund 10-15 % der Haare befinden sich in dieser Phase. Ist die Telogenphase abgeschlossen, beginnt der Zyklus von Neuem mit der anagenen Wachstumsphase.
Warum verändern sich die Haare in der Menopause?
Mit dem Eintritt der Menopause kommt es zu einem Abfall der Östrogene. Östrogene spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Haarzyklus, denn sie fördern die anagene Wachstumsphase. Dies merken viele Frauen an vollerem Haar in der Schwangerschaft. Hierdurch kann es zu verschiedenen Veränderungen kommen, die den Haarausfall begünstigen können.
-
zum einen trägt Östrogen zum Erhalt der verschiednen Hautschichten durch die Produktion von Kollagen, Elastin, Lipiden und einer Verminderung des Flüssigkeitsverlustes bei, so auch im Bereich der Kopfhaut (siehe auch Hautveränderungen). Durch einen Östrogenmangel kann es zu einer verminderten Verankerung der Haarfollikel in der Kopfhaut kommen.
-
Des Weiteren kommt es durch den Östrogenverlust zu einem Ungleichgewicht zwischen den männlichen Hormone und den weiblichen Hormonen, sodass die männlichen Hormone mit ihrem ungünstigen Effekt auf das Haarwachstum und die Haarstruktur überwiegen.
-
Die Östrogenform die perimenopausal und menopausal weiterhin produziert wird, ist schwächer wirksam als das im Eierstock produzierte 17-ß Estradiol.
-
In der zweiten Lebenshälfte überwiegt die potentere Testosteronform (Dihydrotestosteron, DHT), die u.a. in der Haut gebildet wird- die weniger potente Form des Testosterons, die in den Eierstöcken gebildet wird, nimmt kontinuierlich ab. Auch dieser Effekt kann einen Haarausfall um die Menopause begünstigen. Gleichfalls kann dieses Missverhältnis zu vermehrt sichtbarem Haar im Bereich von Gesicht, Bauch und Rücken führen. Auch sorgt DHT zu einer vermehrten Talgproduktion der Talgdrüsen, was auch fettige Haut oder Akne nach sich ziehen kann. In Bezug auf die Haare sorgt DHT zu einer Verkürzung der Wachstumsphase und Verkümmerung der Haarfollikel. Dadurch wird das Haar dünner und kann vermehrt ausfallen.
Fazit
Alleiniger Haarausfall oder vermehrtes Haarwachstum im Bereich von Gesicht und Bauch sind aktuell kein Grund, eine Hormonersatztherapie zu beginnen. Allerdings kann eine Hormonersatztherapie in Bezug auf den Haarausfall einen günstigen Effekt haben und diese z.B. so ausgewählt werden, dass sie dem Effekt des Testosterons entgegengewirkt und damit der Haarausfall gebessert wird.